Im Mundart-Stück von Pedro Lenz scheint es zunächst nur umdie Veränderung einer Ortschaft zu gehen, doch der Zuschauer erkennt schnell,dass das Theater einen tieferen Hintergrund hat. Lenz hat mit diesemkurzweiligen Stück bewiesen, wie leicht es ihm scheinbar fällt, ernsten Themeneine harmlose Hülle zu verpassen. Durch die teilweise versteckten Witze bleibtes immer unterhaltsam.
Gesten und Lautstärke haben dem Ganzen eine sehrrealistische Aura gegeben.
Die verschiedenen Darstellungen von Heimat sind sehrmitreissend. Man erkennt hinter den Dialogen sehr viel Tiefgang, die jederZuschauer für sich interpretieren kann. Die Schauspielenden haben ihre Stimmensehr gut eingesetzt, und es wurde auch nach längeren Monologen nichtlangweilig, ihnen zuzuhören. Gesten und Lautstärke haben dem Ganzen eine sehrrealistische Aura gegeben.
Der Stücktext ist sehr gelungen. Die Witze oder lustigenAnspielungen konnte jeder gut verstehen und wurden gut überbracht. DieGespräche der Figuren waren sehr interessant. Man fühlte sich so, als ob manmit am Tisch sitzt und seinen Grosseltern zuhört.
Die Kostüme der Personen fand ich persönlich oft etwasunpassend und stilistisch uneinheitlich. Sie schienen nicht zum Alter derdargestellten Personen zu passen. Die Kostüme wirkten wie aus verschiedenenStücken zusammengewürfelt.
Das Bühnenbild war auf den ersten Eindruck gut. Mit nur zweiHintergründen wurde es bald monoton, und mehr Abwechslung hätte gutgetan. Nachder Pause in der letzten Szene war der Lichteinsatz im Hintergrund zwar sehrschön, zog aber die Aufmerksamkeit stark auf sich und somit von denSchauspielern weg. Musik wurde nur sparsam in den Übergängen der Szenengebraucht, aber insgesamt hat dies nicht gestört. Die letzten zwei Einsätze derMusik waren sehr überraschend, aber im Rückblick auch sehr passend zu den Szenen.
Die Gedichte, die immer mal wieder während einem «Freeze»eingespielt wurden, waren anfangs eine unangenehme Überraschung, trotzdem habensie sich gut durchgesetzt und waren nach einer Weile kaum mehr wegzudenken.Durch die zum Nachdenken anregenden Verse wurden die Gefühle der Personen sehrgut verdeutlicht. So haben es die Gedichte geschafft, sich gut in die Stimmungauf der Bühne einzufügen. Durch diese Mundarttexte konnte man sich alsZuschauer noch besser in das Stück hineinfühlen.
Ich denke, dass dieses Stück sehr gut die Angst vor demÄlter- oder Krankwerden beschreibt. Die humorvolle Stimmung in der Geschichtewurde gut auf das Publikum übertragen. Es war ein grossartiges Erlebnis und aufjeden Fall sehenswert. Das zweistündige Theater ist eine herrliche Mischung ausKomik und ernsten Gedanken, die das Fremdwerden der Heimat gekonnt erzählt.
4.11.2024